Antwortschreiben von Hans Reinerth an Bernhard Dierking

Hans Reinerth hielt den "Arbeitshammer" als Geschenk für Adolf Hitler für wenig geeignet und versuchte Bernhard Dierking in seinem Antwortbrief zu überreden, stattdessen die Nachbildung einer der „prachtvollen germanischen sächsischen Tonurnen“ zu verschenken.

Man hielt dennoch an dem Plan fest - wie ein Zeitungsartikel der Syker Zeitung beweist. Am 5. Oktober 1935 verkündete die Kreisfrauenschaftsleiterin des Kreises Grafschaft Hoya Margret Clasen, dass am folgenden Tag die sogenannte Breithacke Adolf Hitler zum Geschenk gemacht werden sollte. Der Artikel zeigt uns auch zum ersten Mal ein Foto des archäologischen Funds.

Artikel der Syker Zeitung vom 5. Oktober 1935. Zur Verfügung gestellt durch das Syker Stadtarchiv.

Ideologie und Wirklichkeit

Die Formulierungen des Artikels spiegeln eindeutig die Ideologie des NS-Regimes wider:

1. Blut und Boden

"Blut und Boden" war ein zentraler Topos der Ideologie des NS-Regimes. Die mit vermeintlich "reinem deutschen Blut" ausgestattete Bauernschaft hätte seit Jahrhunderten den Boden bearbeitet und wurden daher als Säule des propagierten "reinblütigen" deutschen Volkes stilisiert. Im Zweiten Weltkrieg diente diese Ideologie auch als Rechtfertigung des brutalen Krieges in Polen und der Sowjetunion.

2. Breithacke als Beweis, dass der Ackerbau in Deutschland erfunden wurde.

Zum Zeitpunkt des Artikels wurde diskutiert, ob die Landwirtschaft im Römischen Reich oder von den Germanen erfunden wurde. Die Breithacke wurde als Beweis für letzteres angesehen.

Heute wissen wir, dass Landwirtschaft im sogenannten Fruchtbaren Halbmond (heute Syrien, Libanon, Palästina, Israel, Jordanien, Türkei, Irak) entwickelt wurde. Die ersten Bäuerinnen und Bauern in Deutschland waren Migrantinnen und Migranten aus diesen Gebieten. Unsere Getreidesorten und Haustiere wie Kuh, Ziege und Schaf wurden von den ersten Siedlerinnen und Siedlern aus ihrer Heimat importiert.